Linux Mint mit XFCE: Wie Sie den Desktop optimal nutzen (2024)

XFCE hat im Feld der Linux-Desktops sein eigenes Podest. Der XFCE-Desktop ist zwar nicht modern, aber klarer als KDE und flexibler als Gnome, Cinnamon, Mate, zudem ein Stück sparsamer. Damit hält XFCE seinen unbestrittenen Platz auf älterer (wenn auch nicht uralter) Hardware sowie bei Nutzern, die einen pragmatischen Desktop suchen.

XFCE stellt keine Ansprüche an CPU und Grafik und verbraucht nur ab etwa 450 MB ab Anmeldung (je nach RAM-Ausstattung auch mehr). XFCE ist aktuell bei Version 4.18, entwickelt sich nur langsam weiter, ist konservativ, jedoch funktional, hervorragend konfigurierbar und nach Anpassungen richtig schick. Moderne Entwicklungen wie fraktionale Monitorskalierung macht der Desktop jederzeit mit, wenn auch langsamer als Gnome & Co. So steckt der Wechsel von Displayserver Xorg zu Wayland bei XFCE noch in den frühesten Anfängen.

Weitere Desktops im Vergleich:

Gnome – Der schlichte Linux-Desktop in der Praxis

KDE: Die beliebte Desktop-Umgebung im Überblick

Distributionen und Pakete

Zum XFCE-Desktop kommt man am einfachsten durch Installation einer Distribution, die den Desktop mitbringt. Es gibt kaum ein prominentes Desktop-Linux, das auf eine XFCE-Variante verzichtet. Arch, Debian, Endeavour, Fedora, Linux Mint, Manjaro, Ubuntu – allesamt bieten XFCE mindestens als Flavour oder Installeroption. Als primärer Standarddesktop dient er unter anderen bei Xubuntu, MX Linux, Peppermint- OS, Endeavour-OS, Voyager-OS.

Wenn ein System bereits vorliegt und XFCE nachgerüstet werden soll, erweist sich das Paket „xfce4“ etwa unter Debian/Ubuntu mit

sudo apt install xfce4

als relatives Leichtgewicht. Dies installiert nur die Oberfläche mit den wesentlichsten Komponenten (Dateimanager, Einstellungen). Für Ubuntu-basierte Systeme ist das umfangreichere Metapaket „xubuntu-core“ zu empfehlen, während das noch größere Paket „xubuntu-desktop“ nur zusätzliche Anwendungssoftware installiert.

Das relativ kleine Paket „xfce4“ unter den anderen Distributionen mag ausreichen, verzichtet aber auf etliche Komponenten wie das Terminal (xfce4-terminal) und diverse Plug-ins (siehe unten: Whisker-Menü). Speziell unter Linux Mint installieren Sie mit

sudo apt install mint-meta-xfce xfce4-terminal

am besten das Metapaket aus den eigenen Mint-Paketquellen plus Terminal.

Konzept und Funktionsumfang

XFCE ist intuitiv und logisch organisiert, so dass die meisten Anpassungen direkt am Objekt (Leiste, Leistenapplets, Arbeitsfläche) per Kontextmenü erledigt werden können. Die Systemleiste enthält als Standardapplets ein einfaches Kategorienmenü (zum Teil auch das funktionsreichere Whisker-Menü), die Taskübersicht (Applet „Fensterknöpfe“) und die typischen Systemapplets für Netzwerk, Lautstärke und Zeitanzeige. Wie üblich dient die Leiste als offener Container für weitere Applets, der nach Rechtsklick auf der Leiste über „Leiste –› Leisteneinstellungen –› Objekte“ nach Bedarf zu ändern ist.

Für Programmfavoriten bietet XFCE zwar kein Sammelapplet, aber ein Starterdock ist mit mehreren „Starter“-Applets nebeneinander leicht zu arrangieren.

An der Desktopoberfläche zeigt Xubuntu standardmäßig die Icons „Papierkorb“, „Dateisystem“ und „Persönlicher Ordner“. Der XFCE-Desktop arbeitet aber als klassische Dateiablage und kann folglich beliebige Dateiobjekte aufnehmen. Nach Rechtsklick am Desktop lassen sich neue Ordner, Dateien, Programmstarter („Starter“) oder URLs („Adressverknüpfung“) erstellen. Bei Verwendung des Whisker-Menüs können alle installierten Programme noch einfacher via „Zum Schreibtisch hinzufügen“ am Desktop abgelegt werden. Das Whisker-Menü bietet zusätzlich die Option, ein Programm als Starter in der Systemleiste abzulegen („Zur Leiste hinzufügen“).

Die „Einstellungen“ (xfce4-settings-manager) unter XFCE sind eine funktionsreiche Konfigurationszentrale, mit der Sie über die Punkte „Anzeige“, „Erscheinungsbild“, „Schreibtisch“ und „Fensterverwaltung“ jedes Anzeigegerät optimal einstellen. Fast alle Einstellungen wirken sich sofort aus und werden automatisch gespeichert. Per Klick auf „Alle Einstellungen“ gelangen Sie von einer Unterrubrik wieder zurück zur Hauptübersicht. Ein kleiner Mangel ist die fehlende grafische Benutzerverwaltung (dazu unten mehr).

Bei der XFCE-Standardsoftware sind der Dateimanager (Thunar) und der Terminalemulator (xfce4-terminal) tadellose Kandidaten, der Mediaplayer Parole, der Texteditor Mousepad und der Taskmonitor xfce4- taskmanager verdienen eventuell Ersatz (VLC, Gnome-Editor, Htop?).

Nützliche XFCE-Anpassungen

Einige Distributionen investieren viel Detailarbeit in eine attraktive XFCE-Oberfläche. Herauszuheben sind hier Xubuntu oder Voyager-OS, während Fedora oder Open Suse den Desktop praktisch unbearbeitet anbieten. In solchen Fällen – oder auch bei einer manuellen Nachinstallation – präsentiert sich XFCE hingegen sehr schmucklos. Erstaunlich attraktiv wird er dann erst durch entsprechende Anpassungen. Diese und weitere Optimierungen, die sich generell lohnen, nennt der nachfolgende Durchgang.

Whisker-Menü

Ein nachinstalliertes XFCE lässt einige Leistenapplets vermissen. Ärgerlichstes Defizit ist das sehr einfache Kategorienmenü („Anwendungsmenü“) statt des Whisker-Menüs. Das deutlich komfortablere Whisker-Applet mit Suchfeld, Verlinkungsoptionen und minutiöser Anpassung können Sie sofort in die Leiste einbauen, nachdem Sie es mit

sudo apt install xfce4-whiskermenu-plugin

nachinstalliert haben.

Grafische Benutzerverwaltung: Nach der Installation von

sudo apt install gnome-system-tools

gibt es das Tool users-admin („Benutzer und Gruppen“) als grafische Benutzerverwaltung. Dieses wird allerdings nicht in die „Einstellungen“ des XFCE-Desktops integriert und muss daher als eigenständiges Programm im Startmenü (unter „System“) genutzt werden.

Monitoroptimierung

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Unter „Einstellungen –› Anzeige“ folgt XFCE dem Vorbild anderer Desktops und bietet dort mit dem Unterpunkt „Stufe“ eine flexible Monitorskalierung. Vorgegeben sind eher unbrauchbare Faktoren wie „1,5“ und „2“, aber der Klick auf „Benutzerdefiniert“ ermöglicht beliebige Werte wie „1,2“ oder „0,8“. Die Einstellung ist sogar unabhängig für mehrere Monitore möglich.

Fensteroptik und Verhalten

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Relevante Punkte in den „Einstellungen“ zur Desktopgestaltung sind „Erscheinungsbild“, „Fensterverwaltung“ und „Feineinstellungen der Fensterverwaltung“.

  1. Mit „Erscheinungsbild –› Oberfläche“ bestimmen Sie die Farbgebung von Menüs und Fensterelementen. Es empfiehlt sich, parallel ein Programm wie etwa den Dateimanager zu beobachten, um die geänderte Optik sofort vor Augen zu haben. Dem aktuellen Trend folgend gibt es dunkle Themen wie „Greybird-dark“, die den kompletten Fensterinhalt betreffen. Unter „Erscheinungsbild –› Schriften“ lässt sich die Skalierung des kompletten Desktops über den DPI-Wert ändern. Dies bietet weiteres Feintuning neben der oben genannten Monitorskalierung.
  2. Die „Fensterverwaltung“ bestimmt unter „Stil“ das Aussehen der Titelleisten. Wählen Sie hier etwa „Greybird-dark-acessibility“ für eine größere und dunkle Titelleiste, die damit griffiger und kontrastiver wird. Weitere Feinheiten zum Fokus und zum Einrastverhalten („Erweitert“) sind manchen Nutzern wichtig, um Windows-konformes Verhalten beim Verschieben der Fenster abzuschalten.
  3. Die „Feineinstellungen der Fensterverwaltung“ zeigen auf der Registerkarte „Fensterwechsel“ Optionen für den Programmwechsler Alt-Tab. Setzen Sie ein Häkchen vor „Fensterzyklus durch alle Arbeitsflächen“, wenn Alt-Tab auch Fenster anderer virtueller Arbeitsflächen anzeigen soll. Für optimale Darstellung müssen auf der Registerkarte „Komposit“ der Effektkompositor und dessen Transparenz- und Schatteneffekte aktiviert sein.

Der Punkt „Schreibtisch“ eröffnet die Auswahl eines Hintergrundbilds, wobei über „Ordner –› Andere“ jeder beliebige Ordner mit eigenen Bildern gewählt werden kann. XFCE kann im Multimonitor-Betrieb für jeden Monitor ein eigenes Bild vergeben und mehr noch: Sogar für virtuelle Desktops ist ein je eigener Hintergrund möglich. Dabei verwenden oder verschieben Sie den „Schreibtisch“ einfach auf oder zum gewünschten Monitor oder virtuellen Desktop. Im Register „Symbole“ legen Sie fest, welche Icons auf dem Schreibtisch zu sehen sind und welche Größe sie besitzen sollen.

Sehr nützlich ist es, die Symbolanordnung positionell festzulegen („Symbol Orientierung“), weil die Symbole dann am Desktop mit Rechtsklick und „Schreibtischsymbole anordnen“ jederzeit wieder in Reih und Glied stehen. Diese Aktion berücksichtigt auch selbst angelegte Ordner, Dateien, Verknüpfungen. Das Register „Menüs“ ist ebenfalls von Interesse, insbesondere der Abschnitt „Fensterliste“: Die Option, beim Mittelklick (Mausrad) die Fensterliste inklusive virtuelle Desktops anzuzeigen, ermöglicht eine sehr effiziente Navigation und Fensterkontrolle beim Einsatz virtueller Arbeitsflächen.

Systemleisten

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Die Systemleiste(n) konfigurieren Sie in der Konfigurationszentrale mit dem Punkt „Leiste“ oder nach Rechtsklick auf die Leiste und „Leiste –› Leisteneinstellungen“. Mit dem Plus-Symbol rechts oben erstellen Sie eine weitere Leiste, die XFCE vertikal, horizontal oder als freies Desktopelement darstellen kann. Optik und Größe sind unter „Anzeige“ und „Erscheinungsbild“ minutiös zu steuern.

Ist die Option „Leiste sperren“ gesetzt, bleibt die Leiste stets an der konfigurierten Position, andernfalls lässt sie sich verschieben. Auf der Registerkarte „Objekte“ lässt sich die Anordnung der Leistenapplets verändern. Das funktioniert im Prinzip auch direkt am Objekt mit „Verschieben“ (auch in andere Leisten), aber für mehrere Verschiebe-Aktionen ist der Leistendialog effizienter.

Über „Hinzufügen“ fügen Sie neue Objekte ein. Falls es sich dabei um Programmstarter („Starter“-Applet) handeln soll, ist der Weg über das Whisker-Menü („Zur Leiste hinzufügen“) die einfachere Alternative.

Leistenprofile

Das nützliche Applet ist im Leistendialog („Sichern und Wiederherstellen“) oder in den „Einstellungen“ zu erreichen und bietet an, eine aktuelle Leistenkonfiguration dauerhaft zu sichern. Außerdem gibt es eine ganze Anzahl von vorgegebenen Leistenarrangements, die sich per Klick wechseln lassen. Das Werkzeug arbeitet auch im Multimonitorbetrieb exakt und zuverlässig.

Whisker-Menü

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Dieses Leistenapplet ist der schlichten Alternative („Anwendungsmenü“) klar vorzuziehen. Allein das Instant-Search-Suchfeld, das auch die deutschen Programmbeschreibungen berücksichtigt, rechtfertigt diesen Kandidaten. Neben Verlinkungsoptionen zum Desktop und zur Leiste gibt es nach Rechtsklick auf das Menüsymbol und „Eigenschaften“ alle Optionen, um die Größe der Menü- und Kategorien-Einträge sowie Transparenz („Hintergrunddeckkraft“) individuell festlegen.

Was Whisker unter „Favoriten“ anzeigt, bestimmen Sie dadurch, dass Sie ein Programm im Menü rechts anklicken und dann die Option „Zu Favoriten hinzufügen“ wählen. Die zusätzliche Option „Menü bearbeiten“ zur inhaltlichen Anpassung von Kategorien und Programmen steht nur zur Verfügung, wenn das zusätzliche Werkzeug Menulibre installiert wurde (mit identischem Paketnamen).

Tastenkombinationen

Eine Übersicht der voreingestellten Hotkeys finden Sie unter „Einstellungen –› Tastatur –› Tastenkürzel für Anwendungen“. Hier besteht auch die Möglichkeit, eigene Hotkeys zu definieren. Um eine Zuweisung zu ändern, klicken Sie doppelt auf einen Eintrag in der Spalte „Tastenkürzel“ und drücken dann die gewünschte Tastenkombination. Über „Hinzufügen“ definieren Sie eigene Programm-Hotkeys.

Es gibt außerdem einen Satz von Tastenkombinationen für die Fenstersteuerung. Deren Konfiguration finden Sie unter „Einstellungen –› Fensterverwaltung –› Tastatur“. Die voreingestellten Hotkeys folgen den üblichen Standards, beispielsweise Alt-Tab für „Fenster durchwechseln“ und Alt-F4 für „Fenster schließen“.

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